ZITATE aus "Plastic Planet"
Finden Sie hier den Sprechertext (Voice Over) von Werner Boote im Film "Plastic Planet".
Wenn Sie Sätze verwenden, denken Sie die erforderliche Quellenangabe. (Siehe Impressum)
Aufgenommen wurde der Text 2009 im Tonstudio COSMIX in Wien.
Sprecher: Werner Boote
Coach: Peter Strauss, Petschinka
ZITATE - PLASTIC PLANET:
• INTRO
Am liebsten
hätte ich meinen Film über Plastik
mit einem Hubschrauberflug
über unberührte Natur begonnen.
Nur
es gibt auf der Erde keine unberührte Natur mehr.
• TITELSEQUENZ
Früher war die Erde einmal ohne Plastik.
Doch dann:
Der große Auftritt
des belgischen Chemikers
Leo Hendrik van Baekeland.
Vor hundert Jahren entwickelte er Bakelit.
Das erste vollsynthetische Produkt aus Erdöl.
Nach der Steinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit
haben wir jetzt die Plastikzeit.
Wir sind Kinder des Plastikzeitalters.
• S-8 ARCHIVMATERIAL
Seit meiner Geburt lebe ich mitten in Plastik.
Ich erinnere mich genau an die bunten und fröhlichen Objekte.
Ich weiß genau, wie sich Plastik anfühlt,
wie es riecht,
und vor allem, wie es
schmeckt!
Mein Großvater war in den 60er Jahren
Geschäftsführer der deutschen Interplastikwerke.
Er lehrte mich, Plastik zu lieben.
Er schenkte mir die wunderbarsten Produkte
aus diesem „BESTEN ALLER MATERIALIEN“!
In der Nachbarschaft
war ich deswegen auch ein Held!
• JOHN TAYLOR
Mein Großvater starb mit 61 Jahren
ich war damals noch zu klein
um mit ihm über Plastik zu reden.
Heute treffe ich John Taylor,
den Präsidenten von Plastics Europe.
der Dachorganisation europäischer Kunststofferzeuger.
Nach 18 Monaten intensiver Bemühungen
mit John Taylor in Kontakt zu treten,
habe ich endlich diesen Termin bekommen.
• HELIKOPTER – INDUSTRIE
Die Kunststoffindustrie
macht 800 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr.
Allein in Europa
verdienen mehr als eine Million Menschen
ihr tägliches Brot
in der Plastikindustrie.
Jeder Industriezweig ist heute auf Kunststoff angewiesen.
Unser Lebenskreislauf ist ein Plastikzyklus.
• VENEDIG PORTO MARGHERA
Meine Recherche,
ob gefährliche Chemikalien in Plastik verwendet werden,
führt mich nach Venedig.
PVC hat hier
Ende des letzten Jahrhunderts
eine Tragödie ausgelöst.
• VENEDIG CANALE GRANDE
170 Arbeiter
die bei der PVC-Produktion
hochgiftigen Dämpfen ausgesetzt waren,
starben an Krebs.
377 Weitere erkrankten schwer.
Der Einzige,
der sich damals dieses Falls annehmen wollte,
war der berühmtberüchtigte Staatsanwalt Felice Casson ...
• OMV – ERDÖL
Ich dachte immer,
es ist
ganz einfach,
die Erzeugung von Plastik zu dokumentieren!
Vom Erdöl bis zum fertigen Produkt.
• ANIMATION
Vier Prozent des schwarzen Goldes
werden für die Kunststoffherstellung verwendet.
Hinter verschlossenen Türen
werden dann die Moleküle des Rohöls
mit anderen Molekülen zusammengebracht.
Geheimen Molekülen!
Hierbei kommt es zu
diversen chemischen Reaktionen.
Die Moleküle ordnen sich (jedenfalls) zu Polymerketten.
Durch weitere Arbeitsprozesse werden daraus die Plastik-Pellets.
Es gibt
tausende verschiedene Arten von Pellets.
Für unzählige Anforderungen.
Diese Pellets
werden von der kunststoff-verarbeitenden Industrie
oft mit weiteren „geheimen“ Zusatzstoffen versehen,
und daraus entstehen unsere Plastikprodukte.
Mit Plastik fliegen wir ins All.
Mit Plastik erfüllen wir uns unsere Träume!
Und führen es sogar in unseren Körper ein.
• PLASTIC SURGERY
• BOREALIS
Die Besichtigung der Kunststoffherstellung
stellt sich als wesentlich schwieriger heraus
als gedacht.
Ich darf nicht alles anschauen.
Ich darf nicht alles filmen.
Hineinschauen darf ich nirgendwo.
Ich sehe Rohre, Rohre, überall Rohre.
• PLANETKAUF
Fast unmöglich ist es,
bei jenen Firmen zu filmen,
die aus Pellets fertige Produkte herstellen oder verwenden.
53 renommierte internationale Konzerne
lehnen mein Ansuchen ab.
Unter ihnen: Coca Cola, Boeing, Mattel
Sie wollen mit Plastik nicht in Verbindung gebracht werden.
Umso überraschender ist es für mich,
dass ich von dem Hersteller dieses ...
... Plastikplaneten
- den man weltweit kaufen kann –
sehr wohl eingeladen werde.
• SHANGHAI
Zum ersten Mal werde ich sehen,
wie aus Pellets
diese weichen, elastischen Folien hergestellt werden.
• QINXU
Langsam wird mir klar,
dass mir Frau Zhang,
die eigentliche Folienherstellung,
nicht
zeigen wird.
Aber sie bietet mir alle möglichen Zusatzstoffe an.
Ich komme mir vor
wie auf dem Schwarzmarkt!
Frau Zhang hält mich für einen europäischen Großkunden!
Trotz der beiden Kameras!
Frau Zhang hat erkannt,
dass sie es mit einem Filmteam zu tun hat
und bricht das Interview ab.
Wahrscheinlich liest sie nun gerade mein Ansuchen um Filmgenehmigung.
Jetzt wird mir bewusst,
dass nicht einmal ihre Kunden
Einblick in die chemische Zusammensetzung ihrer Produkte bekommen.
Das finde ich schon sehr bizarr.
• COLORADO – THEO COLBORN
• KOLKATA MÜLLDEPONIE
Früher
habe ich mir im Supermarkt
einfach etwas zu Trinken gekauft.
Wenn ich heute vor dem Regal stehe,
sehe ich plötzlich Flaschen aus Plastik.
Früher habe ich mir Musik ausgesucht,
die ich hören wollte.
Wenn ich jetzt eine CD kaufe,
halte ich eine Scheibe aus Plastik in der Hand.
Habe ich keinen Bedarf mehr für ein Produkt,
werfe ich Plastik weg.
Jeden Tag.
100 Kilo pro Jahr.
Die Ragpicker
auf einer der größten Müllhalden der Welt
sammeln Plastik.
Sie verkaufen es,
weil es wiederverwertet werden kann.
Plastik ist hier das wertloseste Material.
Mit Plastik verdient man auf der Müllhalde am Wenigsten.
Die Ragpicker verkaufen ihr Sammelgut nach Gewicht.
Deswegen gibt es unter den Ragpickern eine Hierarchie.
Die Etablierten sammeln Metall, Holz, Glas oder andere schwere Stoffe.
Den Ärmsten der Armen bleibt nur das leichte Plastik.
Würde die Industrie für Plastikmüll mehr bezahlen,
würden wir uns um Plastik mehr kümmern.
Dann würden wir es auch
nicht mehr so gedankenlos einfach wegwerfen.
• CHARLES MOORE
Das
hat Captain Moore aus dem Meer gefischt.
Fische halten das korrodierte Plastik für Plankton.
Und fressen es, bis sie satt sind.
Sie verenden mit vollem Magen. - Plastikmagen.
• JOBLING
• TSUSHIMA + CLEAN UP
Am Strand der „Island of Nature“
denke ich an meinen Großvater.
Ich würde gern mit ihm hier spazieren gehen.
zwischen dem Plastikmüll,
den das Meer anschwemmt.
Ich würde gern von ihm erfahren,
was er denkt über den Stoff,
der ihn so fasziniert hat.
Wenn er das hier sieht.
Einmal im Jahr wird auf der japanischen „Insel der Natur “
ein Clean-Up-Event organisiert.
Das Plastik,
kommt von Schiffen und der Küste Koreas.
200 koreanische Studenten,
100 japanische Freiwillige
und diesmal auch ich
sagen dem Plastikmüll den Kampf an.
In zwei Tagen füllen wir 120 Lastwagen.
Aber niemand will den Müll haben.
Wie jedes Jahr.
Es ist
einfach zuviel
für die Mülldeponie der Insel.
Schließlich erklärt sich die Stadt <Fukuoka> bereit,
den Müll zu übernehmen.
Ich weiß nicht,
ob ich stolz sein will
auf unsere Tat.
Was wir gereinigt haben
ist ja nur eine kleine Bucht
einer kleinen japanischen Insel.
Und Japan allein hat über 6000 Inseln!
Nächstes Jahr muss hier wieder ein clean-up organisiert werden.
Die großen Schiffe werden wieder vor dieser Bucht gereinigt worden sein
und wieder wird das Meer
das Plastik aus Korea hier anschwemmen.
• HUNT/BELCHER
Die amerikanische Wissenschafterin <Patricia Hunt>
hatte bei ihren Studien
nicht den Kunststoff im Visier.
Ehe sie auf etwas stieß!
• ANIMATION
Ist Plastik unser >Golem<?
Richtet sich diese wunderbare Erfindung gegen ihren Schöpfer?
Noch 1999
- nach Jahrzehnten des weltweiten Verkaufes! -
hat die internationale Kunststoffindustrie
in einer offiziellen Deklaration behauptet:
„Bisphenol A ist unbedenklich!“
Nach hunderten industrie-unabhängigen Studien
ist nun die Gefahr von Bisphenol A bewiesen.
Verwendet wird es heute noch.
Und dann gibt es ja noch
Weichmacher oder Phtalate, Nonylphenol, Quecksilber, Flammschutzmittel
Ich stelle mir vor,
wie mir all diese Giftstoffe
langsam in mein Blut rinnen.
• VON HAGENS
<Gunter von Hagens> plastiniert Leichen
für die Ewigkeit.
Stolz präsentiert er seine Form der Mumifizierung.
• PLASTIKESSEN
Ich habe
immer stärker das Gefühl,
dass ich Plastik esse.
Ich verliere auch zusehends das Vermögen,
zwischen dem Essen
und den Dekorationen japanischer Restaurants
einen Unterschied wahrzunehmen.
• UGANDA
Die Menge an Kunststoff,
die seit Beginn des Plastikzeitalters produziert wurde,
reicht bereits aus,
um den gesamten Erdball
sechs Mal mit Plastiktüten einzupacken.
• SHANGHAI FRISEURSALON
Plastik umschließt uns
wie eine unsichtbare Hülle.
• CABIN-HOTEL TOKIO
Jeder Widerstand scheint zwecklos.
Gratuliere,
Großvater.
Dein Plastik ist
unbezwingbar.
• SAGAE/YODOBASHI/FRED VOM SAAL/HC JAPAN
• KUNSTSTOFFMESSE DÜSSELDORF K2008
Mit all diesen Informationen
möchte ich John Taylor,
dem Präsidenten von Plastics Europe,
erneut gegenübertreten.
Ich möchte,
dass er gefährliche Substanzen
in der Plastikherstellung stoppt.
Weil er mich wissen lässt,
dass er keinen Termin für mich hat,
beschließe ich,
ihn auf der internationalen Messe für Plastik aufzusuchen.
Ich habe alle 700 Studien mitgebracht,
die die Gefahren
von Plastik beweisen.
Ich habe auch zehn Studien,
die diese Anschuldigungen bestreiten.
Das sind Studien,
die von Multinationals
in Auftrag gegeben und finanziert wurden.
Plastik
ist verführerisch.
Kaum habe ich
die Ausstellungshalle betreten,
fühle ich meinen Großvater neben mir.
Er zeigt mir all die wunderbaren Autos, Motorräder und Raketen.
Was für ein Dilemma!
Soll ich mich wirklich so einfach und naiv blenden lassen?
Mein Großvater hat mich nicht nur gelehrt,
Plastik anzubeten.
Er hat mich auch gelehrt,
von der Vernunft Gebrauch zu machen.
Um mich zu stärken,
nehme ich einen tiefen Zug
seines geliebten Stoffes.
Dann
- im Rausch der Weichmacher –
suche ich nach John Taylor.
• YODOBASHI TOKIO
Wussten Sie, dass uns die Industrie als Versuchskaninchen missbraucht?
Wussten Sie, dass unser Planet vergiftet ist?
Wussten Sie, dass sich die Industrie weigert gefährliche Stoffe aus dem Markt zu
nehmen?
Bin ich der einzige, der vor Plastik Angst hat?
• HUNT
• NATUR
Seit der Industrialisierung von Kunststoffen
- also innerhalb der letzten 50 Jahre –
hat sich die Spermaproduktion beim Menschen
um 53 Prozent reduziert.
• FRUCHTBARKEITSTEST
Um herauszufinden,
ob das auch etwas mit Kunststoffen zu tun hat,
gebe ich eine Studie mit unfruchtbaren Paaren in Auftrag.
Seit langem ist bewiesen,
dass jeder von uns Kunststoffe im Blut hat,
sogar die Inuit und die Amazonas Indianer.
Diese Studie versucht herauszufinden,
ob sterile Paare
mehr Plastik
im Blutplasma haben,
als andere.
• INSERT – PRODUKTGRUPPEN
>PVC< ist die Nummer Drei auf der Plastik-Recyclingcode-Palette.
>Bisphenol A< steht unter Sieben.
Jede Gruppe hat ihre eigenen Probleme.
Die Zusatzstoffe sind oft geheim und unbekannt.
• HUNT
• CARREFOUR - SUPERMARKT
Mit dieser Frage werde ich jetzt
den Verpackungsmanager
einer großen Supermarktkette
konfrontieren.
• NATUR (SEE)
Bioplastik klingt gesund.
Aber als ich sechs
biologisch abbaubare Endprodukte
testen ließ,
stellte sich heraus,
dass eines
- noch dazu das beliebte Kinderspielzeug „Happy Mais“-
27 mg vom krebserregenden >DEHP< enthielt.
Die anderen 5 Produkte wiesen keine Giftstoffe auf.
Zumindest keine heute bekannten.
• NOVAMONT
Novamont produziert
biologisch abbaubare Kunststoffe
und sucht nach neuen Rohstoffen.
Plastik ist nicht mehr nur das faszinierende oder gefährliche Material.
Plastik ist ein gesamter Kreislauf.
• PLASTIKSAMMLER RECYCLING
Selbst wenn wir ab sofort
nur noch unbedenkliches Plastik konsumieren:
Den traditionellen Kunststoff
mit all seinen Giftstoffen
werden wir noch bis zu 500 Jahre mit uns tragen.
Wird es dann noch Leben auf unserem Planeten geben?
• RECYCLING SHANGHAI
Alter Kunststoff wird entweder verbrannt oder recycled.
Beim Verbrennen werden die Giftstoffe gefiltert,
so sagt man.
Die Filter mit den Giftstoffen werden dann Untertage „entgelagert“.
Beim Recycling gibt es das Problem,
dass absolut niemand weiß,
welche Chemikalien bei der Herstellung der einzelnen Produkte verwendet wurden.
Daher wird aus Plastikmüll besser nur minderwertiger Kunststoff erzeugt werden.
Zum Beispiel Abflussrohre.
Durch diese Rohre fließt das Abwasser
und schwemmt die Giftstoffe aus dem Material.
Und wohin?
Plastik – die unsichtbare Gefahr.
• RAY HAMMOND
Schließlich läutet >Plastics Europe< bei mir an der Tür.
Auf der Kunststoffmesse wurde mir eine Reaktion auf meine Bedenken versprochen.
Diese Reaktion kommt jetzt in Form eines geschulten Business-Speakers,
der auch für Erdöl-Konzerne arbeitet:
Mister Ray Hammond.
• PICKERL-KLEBEN / VOM SAAL
• BRÜSSEL - WALLSTRÖM
Das EU-Programm >REACH<
ist das schärfste Chemikaliengesetz der Welt.
Die Vize Präsidentin der Europäischen Kommission
>Margot Wallström<
war als Umwelt-Kommissarin
für dieses Programm verantwortlich.
Ich habe ihr ein kleines Geschenk mitgebracht:
einen hübschen, bunten Plastikplaneten.
Gekauft in Wien.
• ZENTRALFRIEDHOF
Mein Großvater ist viel zu früh gestorben.
Er hat damals einfach nicht wissen können,
wie gefährlich Plastik ist.
Wir
wissen es jetzt.
• ENDE
LESE-TIPP:
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